Donnerstag, 6. Dezember 2007

Commuter's hell

Pendlerhölle - ja, so nennen die Tokyoter die total bis in den letzten Winkel überfüllten Züge, die die Massen von Leuten morgens nach Tokyo hineinfahren und abends wieder heraus in die Vororte. Auf meiner Linie hält es sich noch einigermaßen in Grenzen, aber in letzter Zeit hatte ich öfters mal die Ehre einem solchen Zug beiwohnen zu dürfen. Da hilft dann nur eins: Noch einmal einen kräftigen Atemzug frische Lust nehmen und mit der Masse in den Zug drängen. Drinnen fühlt man sich dann wie in einer Sardinenbüchse, allerdings bei einer geschätzten Luftfeuchtigkeit von 85% und gefühlten 10% Sauerstoffgehalt. Ich hab schon gesehen wie sie aus dem Nachbarwaggon einen älteren Mann mit der Bahre herausholen mussten, weil er wohl ohnmächtig geworden war. Bei den Umständen kein Wunder. Das Beste ist, während der Fahrt einfach die Augen zu schließen und an etwas Anderes zu denken.
Am Samstag Abend war es mal wieder besonders schlimm. Da kurz vor 12 jeder seinen letzten Zug heimwärts erwischen will, sind besonders viele unterwegs. Es ist aber auch für mich unbegreiflich, warum in dieser Riesenstadt die Züge so früh ihren Dienst einstellen. Die sollten sich mal ein Vorbild an Berlin nehmen. Ironischerweise fährt der letzte Zug samstags sogar noch früher als unter der Woche. Wenn das mal einer versteht.
Am Samstag über Tag waren wir im Hakone Nationalpark. Sehr coole Landschaft, aber es wurden mal wieder zwei Eigenschaften der Japaner klar: Zum einen Bequemlichkeit. Der komplette Park kann komplett mit verschiedenen Verkehrsmitteln (Bergbahn, Seilbahn, Schiff, ...) durchfahren werden. Alles ist nahtlos aneinander angeschlossen, sodass bloss kein Schritt zuviel getan werden muss. Während auf diesen Routen echt viel los war, waren wir später, als wir ein Stück auf dem Original-Handelsweg zwischen Tokyo und Kyoto liefen, weit und breit die Einzigen. Zum Anderen kann man einen leichten Hang zum Aberglauben feststellen. Auf der Bergstation gibt heiße schwefelhaltige Quellen. Irgendjemand kam wohl irgendwann einmal auf die Idee, Eier in diesen heißen Bassins zu kochen. Dabei bekommen sie eine schwarze Schale. Sie sind berühmt dafür und werden damit vermarktet, dass ein Ei das Leben um 7 Jahre verlängert. Der Andrang eieressender Japaner war riesig, die Verkäufer haben sicher schon mindestens eine goldene Nase. Ganz dem Maistream gehorchend gönnten wir uns auch welche. 3 Stück, da sie nur im 6er-Gebinde verkauft werden. Mal sehen, ob ich wirklich 21 Jahre länger lebe.

Karte

Hakone

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